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Plattdeutsch / Sütterlin

Plattdeutsch: "Kater Kasimir" von Hans Sasse


Diesmal veröffentlichen wir das Gedicht "Kater Kasimir" von Hans Sasse (*1923  +2019) in plattdeutscher Sprache natürlich auch mit Übersetzung ins Hochdeutsche.

Kater Kasimir

Usse Kater Kasimir
wass so strack un stämmig
un auk s‘üss ‘n stäödig Dier,
flott op de Been un liänig.

He nammt met jeden Bolzen op,
mook sik för Rüens auk nich bange,
gonk met scharpe Krallen drop
un fackelde nich lange.

In‘n Winter lagg he in de Stuow
lang ächtern warmen Uopen
un dai tomiärst in sinen Kuorw
den heelen Dagg verslopen.

Bloss aobends, wenn‘k nao Huuse quamm,
dao mook he mi Malessen
dann sprang he mi op mine Knai
wull sik bi mi lük resssen.

Dann schnurrde he vergnöklik
ik streek em sachte üöwer‘t Fell
in‘n Sessel satten wi gemötlik
buten scheen de Vullmaond hell.

Män eenen Dages was he wägg,
was nich nao Huus hen kuemen.
Wat is denn Kasimir, O sägg,
häww‘s di dat Liäben nuemen?

Acht Dage nu wägg was Kasimir
ik konn dat nich verstaohen.
Wat is bloss met dat arme Dier,
wi mogg et em wull gaohen?

Dao kratzet sachte an de Düör,
wi häöern‘n jomerliket Schreien.
Usse Kasimir stonn knelk deför
erbärmlik antseihen.

Ganz affgemagert was dat Veeh,
an‘t Ächterbeen an‘t blöen.
Dat dai em sieker bannig weh
‘n trurig Söchten konn man höern.

Ik dai em Miälk in sinen Napp
un auk lük wat te iätten.
To‘t Supen was he baoll te schlapp
he mogg auk nich äs friätten.

Wat is denn loss met di, Gesell,
ik büört em op de Knai
un streek em sachte öüwer‘t Fell
äs ik dat fröher dai.

Dao spüörte ik an‘n Hals wat Hatt‘s
wat em de Struott verschlott.
Ne Schlinge för Karnickel wasst,
de was ut Isendraoht.

Just aomen konn he iäben nao.
Gau halt ik mine Kniptang ran
un knaip den Draoht düör, so
dat he wier friätten konn.

Acht Dage un acht Nächte lang
in de Schlinge har he siätten.
Acht Dage un acht Nächte lang
to supen nix und nix to friätten.

Wat hätt he sik wull affmaracht
un an dat Isen leiert
un har tolest met lester Kraft
den Schlingendraoht affdreiet.

Äs he dann wier friätten konn,
dao was he baoll wier buobenop
un hät dann sine Pflicht wier daon
in Stall un Gaorn un Schopp

Stolt laip he nu düör sin Revier
düör Hiegen und düör Pättkes,
gonk nu alle Dage wier
op Jagd nao Müsse un nao Kättkes.
 

Mit freundlicher Genehmigung von Hans Sasse aus seinem Buch:
N haugen Posten, dicket Gehaolt un däösig!
ISBN 3-8311-1207-X

 

Kater Kasimir

Unser Kater Kasimir
war so stark und stämmig
und auch sonst ein stattlich Tier,
schnell auf den Beinen und geschmeidig.

Er nahm es mit jedem Kater auf,
macht sich vor Hunden auch nicht bange,
ging mit scharfen Krallen drauf
und fackelte nicht lange.

Im Winter lag er in der Stube
lang hinterm warmen Ofen
und tat zumeist in seinem Korb
den hellen Tag verschlafen.

Bloß abends, wenn ich nach Hause kam,
da machte er mir Sorgen
dann sprang er mir auf meine Knie
wollte sich bei mir ein bisschen ausruhen.

Dann schnurrte er vergnüglich
ich strich ihm sachte über das Fell
im Sessel saßen wir gemütlich
draußen schien der Vollmond hell.

Eines Tages war er weg,
er war nicht nach Hause gekommen.
Was ist denn Kasimir, oh sag,
hat dir das Leben genommen?

Acht Tage war Kasimir weg
ich kann das nicht verstehen.
Was ist bloss mit dem armen Tier,
wie mag es ihm wohl gehen?

Da kratzte es sachte an der Tür,
wir hörten ihn jämmerlich Schreien,
unser Kasimir stand schmächtig davor
erbärmlich anzusehen.

Ganz abgemagert war das Tier,
an den Hinterbeinen am bluten
das tut ihm sicher sehr weh
ein trauriges Stöhnen konnte man hören

Ich gab ihm Milch in seinen Napf
und auch gleich was zu essen
zum Saufen war er bald zu schlapp
er mochte auch nichts fressen.

Was ist denn los mit dir, Geselle,
ich nahm ihn auf die Knie
und strich ihm sachte übers Fell
so wie das früher ich tat.

Da spürte ich an seinem Hals was Hartes
was ihm den Hals verschloss.
Eine Schlinge für Karnickel war es,
sie war aus Eisendraht.

Sofort konnte ich ihn hochheben
Gleich holte ich meine Kneifzange herbei
und kniff den Draht durch, so
dass er wieder fressen konnte.

Acht Tage und acht Nächte lang
hat er in der Schlinge gesessen.
Acht Tage und acht Nächte lang
nichts zu saufen und nichts zu fressen.

Was hat er sich wohl gequält ?
und an dem Eisen gezogen
und hat zuletzt mit letzter Kraft
den Schlingendraht abgedreht.

Als er dann wieder fressen konnte,
da war er bald wieder obendrauf
und hat dann seine Pflicht wieder getan
im Stall und Garten und Schuppen.

Stolz läuft er nun durch sein Revier
durch Hecken und durch Wege,
geht nun alle Tage wieder
auf Jagd nach Mäuse und nach Kätzchen.

 

ins Hochdeutsche übersetzt von Günther Andres u.a.