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Gastautoren

"Gänsehautgeschichten"

Sicherlich hat schon jeder einmal eine Gänsehautgeschichte erlebt. Unsere Gastautorin erzählt uns ihre ganz persönliche Geschichte.

Fast ein jeder hat es schon einmal erlebt, dass ein Schauer über den Körper läuft und man feststellen konnte, dass sich am Körper, besonders an Armen und Beinen eine Gänsehaut zeigt. Eine Gänsehaut, die der Haut einer gerupften Gans sehr ähnlich sieht, nur durchblutet und nicht so bleich und kalt. Diese sogenannte Gänsehaut ist eine Reaktion der Nerven, die gereizt werden. Zum Beispiel durch Kälte, Angst, Erregung, besonders schön empfundener Musik.

Wer möchte kann mehr im Internet erfahren, auch Grusel- oder Horrorfilme sich in der Mediathek ansehen oder Krimis auf dem E-Book lesen, aber wer sofort wissen möchte, wie  sich eine Gänsehaut anfühlt, dem biete ich die nachfolgende Geschichte an:

Die Nacht war noch voller Glut des Tages geblieben, so dass ich sehr unruhig schlief. Irgendwann war ich nur noch im Halbschlaf und hatte aus Gewohnheit, nach dem Fellchen in meinem Rücken gelangt.

„Welche der drei Katzen lag hinter mir, fest an mich gedrückt und wärmte mich noch zusätzlich?“ Ich fühlte nach dem Fell, und merkte mit Entsetzen, was ich fühlte, war kein Körper meiner Katzen, dieser Körper war mir total fremd. Er war platt wie ein großer brauner Umschlag nur mit Fell.

Ich schoss hoch, mir stockte der Atem, saß aufrecht im Bett, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Es dauerte, bis ich mit meinen zittrigen Fingern die Nachttischlampe fand und sie durch den Sensor aktivieren konnte. Es war halb eins, also kurz nach Mitternacht. Viel zu aufgeregt auch noch nach meiner Brille zu haschen.

Da lag sie, meine Schöne, unbeweglich und ausgestreckt. Der Körper ganz flach, wie plattgedrückt. Der Brustkorb eingefallen, der sich auch nicht hob und senkte. Meine flache Hand legte ich auf sie und spürte noch ihre Wärme, nur ohne jegliche Atmung. Ich vergrub mein Gesicht in ihr wunderbar weiches weißes Fell, während meine unkontrollierten Tränen ihr Fell benetzten.

Wie lange ich so saß weiß ich nicht, nur dass ich Jemima irgendwann aufnahm, um sie bis zum nächsten Morgen in den kühlen Keller zu bringen.

Wie ein Schluck Wasser hing sie über meine beiden Unterarmen, noch warm, aber ohne Leben.

Im Keller fand ich gleich den leeren Schuhkarton, indem ich Stiefel im Winter gekauft hatte. Dort hinein legte ich sie.

Ich verstand das einfach nicht. Es wollte nicht in meinen Kopf, sie war noch so jung. Strotzte nur so vor Gesundheit, auch Krankheitsanzeichen waren nicht zu erkennen gewesen.

Was war nur passiert?

Noch während ich neben dem Karton mit Jemima kauerte, zuckte plötzlich ganz leicht eine der Vorderpfötchen. Wie gebannt schaute ich auf ihre Pfoten. Aber nein, das war nur eine Sinnestäuschung. Es konnte ja gar nicht sein, über eine Stunde mag vergangen sein seit ich wachgeworden war! Doch im selben Augenblick wackelte ein Ohr. Jemima begann sich zu regen.

Ich konnte es nicht fassen. Dann stand sie, zwar ganz wackelig, wie nach einer Narkose auf ihren vier Beinen. Vor Freude schossen mir Tränen in die Augen. Heulend strich ich ihr zaghaft übers Fell und sie fing an zu schnurren. Ihr einzigartiges unverwechselbares Nähmaschinen-Schnurren.

Am anderen Tag fuhr ich sofort zum Tierarzt. Nach einer gründlichen Untersuchung, verbrachte sie noch den Tag und die kommende Nacht bei ihm. Alles blieb ohne jeglichen Befund, auch der Tierarzt hatte keinerlei Erklärung für diesen nächtlichen Zustand. Jemima, mein Fellchen ist kerngesund.

© diekleinebenzmann

 

 

Foto: mk