Der Frühjahrsputz



Die Sonne bringt es an den Tag.
Kaum erwärmen mich die ersten Strahlen der Frühlingssonne durch die Fenster, würde ich am liebsten nur mit Sonnenbrille durch meine Wohnung gehen - überall sehe ich den sich während der dunklen Jahreszeit angesammelten Schmutz.
So kremple ich die Ärmel hoch und mache mich an den Frühjahrshausputz.
… Während Wasser in den Eimer läuft, klingelt das Telefon.....… muss mir etwas notieren und finde wieder einmal keinen Stift.....
Ich bin unheimlich vergesslich geworden. Zum wievielten Male frage ich mich, wo ich nun schon wieder den Kugelschreiber hingelegt habe. Da ich ihn nicht finden konnte, wurde ein neuer aus der Schreibtischschublade genommen. Es dauerte nicht lange, da war auch dieser neue Kuli auf unerklärliche Weise verschwunden, wie die vielen anderen vorher.
...Als ich nun in meinem Arbeitszimmer Großputz machte, zum Abschluss den Fußboden wischte, dafür extra die Récamiere beiseite schob, um auch unter den dahinter stehenden Bücherregalen gründlich Reine zu machen, fand ich unter einem der Regale ein Nest.
Ein Nest mit vielen vermissten Kugelschreibern, aber nicht nur Kulis, nein, Rundstricknadeln, Feuerzeuge, ein Korken von einer Weinflasche, eine meiner übergroßen Büroklammern, gleich mehrere Milchtütendeckel und sogar ein Küchenmesser lag auch darin.
Dass ist ja ein Ding, hier ist also alles gelandet!
Mensch war ich froh, richtiggehend erleichtert, dass die verschwundenen Teile nicht mit meinen Geisteszustand zusammenhingen. Wer legte sich hier ein Lager an? Kann ja nur eine meiner Katzen sein, aber welche?
Heute morgen servierte mir der Übeltäter sich selbst auf dem Tablett, lach... nein, nicht Tablett, sondern direkt auf dem Tisch.
Erst schubste er mit den Pfoten meinen neuen Kugelschreiber vom Tisch, dann kreuz die quer durchs Zimmer, bis der Kugelschreiber unter dem Bücherregal verschwand. Der Abstand zwischen Boden und Schrank zu schmal für den Dieb, um darunter zu kriechen und die Arme zu kurz, um das Teilchen wieder hervorzuholen.
Klaukatze! LILITH !
Und schnell war für sie das verschwundene Objekt uninteressant geworden.
Aber nicht genug, sprang sie wieder auf den Tisch und suchte nach etwas Neuem.
Sie tauchte ab, mit dem Kopf in den Tischabfallbehälter. Fand nichts in ihm, denn den hatte ich am Vorabend geleert, und auch sonst befand sich auch nichts Bespielbares mehr auf dem Tisch.
Aber auf dem Schreibtisch lag ein von mir achtlos hingelegter Stift, den holte sie sich herunter, fing sofort auf dem Fußboden zu spielen an.
Während ich alle paar Meter über die in der Wohnung verstreuten Katzenspielzeuge stolpere, findet das gekaufte Spielzeug bei dem Straßenkind Lilith keine Beachtung.
© diekleinebenzmann